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Leichtigkeit / Lockdown-Tagebuch #4

Mir ist meine Leichtigkeit abhanden gekommen.
In meinem Instagram-Feed vom vergangenen Jahr kann ich sie sehen, beinah greifen. In diesem Jahr bin ich ihr noch nicht begegnet.

Meine Leichtigkeit ist mit Sicherheit nicht gänzlich verloren gegangen. Womöglich macht sie Urlaub an einem fernen, nicht Satelliten erfassten Ort. Der gewünschte Stimmungsmacher ist momentan nicht erreichbar. Hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem – piiieeep!!! Die Sehnsucht nach meiner Leichtigkeit ist der Tinnitus meiner Lockdown-Mühle. Unüberhörbar und nicht zu ignorieren für mich selbst, bleibe nach außen ich ein auf stumm geschaltetes Testbild.

Die Tage sind eintönig und sehr ruhig. Auch schön, ja, doch. Ich töte die Minuten eines jeden einzelnen Tages gewissenhaft und mit sanfter Konsequenz: aufstehen, frühstücken, waschen, anziehen, zurechtmachen. Ich dulde keine Nachlässigkeit. Die Wohnung ist sauber und aufgeräumt, das Homeoffice strotzt vor ausgedachter Geschäftigkeit und mit Geheimtinte geschriebenen To-do-Listen. Wer nicht erscheint, ist meine Leichtigkeit. Sie bleibt vermisst wie die Zigarette danach, weil ich blöderweise vor Jahren das Rauchen aufgegeben habe.

Ich mache
neu
anders
viel
wenig.
Ich mache
überhaupt
weiter
darüber hinaus

liegt ein Grauschleier über allem, der
mit Spucke nicht, vielleicht
mit Geduld wegzuwischen
geht.

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