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Eine tosende Brandung aus Endorphinen Teil 2

Es ist einer dieser unverhofft heißen Sommer. Vier gemeinsame Tage liegen als flirrendes Versprechen vor ihnen wie die Autobahn, auf der sie Richtung Meer rasen.
Immer fahren Liebende ans Meer. Vielleicht weil bedingungslose Hingabe nur dort möglich scheint, wo Wasser und Wind all die gezuckerten Verliebtheitszeichen forttragen? Dass die Münder blass aufeinander treffen und ungeschminkte kleine Lügen erzählen mögen. Tell me lies/ tell me sweet little lies.

Seitdem er seine Hand auf ihren Mund gelegt und einen Kuss auf seinen eigenen Handrücken gedrückt hat, rauscht die Brandung in ihrem Kopf. Ein unaufhörliches Tosen, einem aufgepeitschten Meer gleich, das seinen Hafen sucht.

Jetzt liegt seine Hand auf ihrem Oberschenkel, hebt sich dunkel ab von ihrer hellen Haut, presst sachte Verlangen in ihr Fleisch. Das Autoradio untermalt den Anblick mit dem passenden Soundtrack. If you really want me/ just reach out and touch me/ come on, Sugar, let me know. Immer fügt sich die Musik harmonisch ihrem Zusammensein seit sie der ersten seiner Einladungen gefolgt war. Sie fragt sich, ob er mit kühler Berechnung die Lieder aussucht. Und weiß im Grunde, dass Liebende aus jedem Wort die sich selbst erfüllende Prophezeiung herausdeuten.
In diesem Moment singt sie leise mit, um die vibrierende Lust in ihrer Lunge zu konservieren. Unsicher, ob ihr die tosende Brandung aus Endorphinen überhaupt zusteht. Der Drang, sich in das Meer in ihr zu stürzen ist unwiderstehlich wie unausweichlich. Sie wird sie betreten, die für einen kurzen Zeitraum freigegebene verbotene Zone.

Wo sie ankommen ist das Land zu Ende. Ein Leuchtturm und wenige Häuser auf einer kargen Landzunge, die weit ins Meer ragt. Ringsum nichts als Wasser. Verlockendes Meer, von zwei Liebenden dazu auserkoren schuldlos darin zu ertrinken.
Sie gehen spazieren, Körper an Körper, keinen Herzschlag des anderen verpassend, keinen Kuss auslassend. Worte brauchen sie jetzt nicht mehr. Die Sonne brennt Löcher in ihre Zeit während sie die Tage durchlieben, weil es für sie kein Morgen gibt. Seine Arme heben sie mit Leichtigkeit und sein dunkler, schwerer Körper zerfließt in zähflüssiger Leidenschaft auf ihr. Sie lieben sich aufgebracht, einen Hafen suchend im andern, lecken Salz, Sand und Schweiß von ihrer Haut bis ihre Lippen spröde und rissig werden.

Bis ihr Brennen füreinander in dem Meer unmöglicher Illusionen ertrinkt.

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Und wenn du den Eindruck hast… – #montagsmotivation

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