Peace and Love – Über Verrat, Kritik und wie wir miteinander umgehen

Ein bisschen Peace and Love, Frieden und Liebe wollte ich verteilen mit meinem Post. Nun sitze ich ratlos mit meinem Smartphone in der Hand hier und muss zur Kenntnis nehmen, dass mir Verrat an Privatsphäre vorgeworfen wird.

Sofort setzt unerträgliches Herzrasen ein. Meine Hände zittern, das Blut pulsiert hinter meiner Stirn. Einem ersten Impuls folgend tippe ich sehr präzise Worte sehr schnell als Antwort in mein Telefon. Ich bin wütend und verletzt. Denn ich fühle mich missverstanden und zu Unrecht angegriffen.
Was ich wollte war, einem Menschen gegenüber meine Dankbarkeit auszudrücken, weil ich unseren Gedankenaustausch inspirierend und bereichernd fand. Nun dieser Vorwurf des Verrats. Indirekt formuliert, emotional argumentiert. Voll getroffen.

Totschlagargumente auf Gefühlsebene

Mit Kritik, ehrlich und konstruktiv vorgetragen, kann ich umgehen.
Womit ich nicht umgehen kann, sind emotionale Verbalangriffe- diese als Ich-Botschaften getarnte, gefühlsgeladenen Vorwürfe. Das sind Totschlagargumente. Die machen mich handlungsunfähig, regelrecht ohnmächtig. Aber vielleicht ist es gerade das, was mein Gegenüber erreichen will: dass ich die gleiche Handlungsunfähigkeit, die gleiche Ohnmacht fühle wie er/ sie selbst. Leider kommen wir so nicht weiter.

Gefühlsausbrüche bedingen einander. Auf Gefühlsebene zu diskutieren oder zu streiten ist immer nur hitzig, oft verletzend und selten zielführend. Bitte versteh‘ mich richtig, ich bin dafür, seinen Emotionen auch mal freien Lauf zu lassen. Aber der Kontext muss stimmen. Ein Angriff auf Gefühlsebene löst bei mir einzig eine Verteidigungsreaktion aus. Gezwungenermaßen rechtfertige ich mich. Im schlimmsten Fall werde ich bockig und ziehe mich komplett zurück. So lassen sich gewiss keine Konflikte, keine Meinungsverschiedenheiten, keine Missverständnisse lösen.

Jeder von uns ist aus bestimmten Gründen wer und wie er ist.

Jemanden mit Vorwürfen zu attackieren, direkt oder indirekt, zeugt in meinen Augen von Schwäche. Einerseits. Andererseits können hundert andere Gründe hinter dem Verhalten meines Gegenübers stecken. Erlebte Verletzungen, Gefühle der Hilflosigkeit, das eigene Mit-Sich-Hadern, Unfähigkeit, sich mitzuteilen und so viel mehr.
Deshalb liegt es mir fern die Person, die mich verbal angreift, weder nicht ernst zu nehmen noch sie zu verurteilen. Jeder von uns ist aus bestimmten Gründen wer und wie er ist. Wir alle haben unsere Prägungen. Wir alle haben unsere facettenreichen Persönlichkeiten. Und wir alle haben auch unseren Verstand, welcher uns sagt, der Mensch uns gegenüber will uns nicht an den Kragen.

Angst zu sein, wie wir sind

So vieles von dem, was wir tun ist mit Angst verknüpft.
Angst zu versagen, abgelehnt, nicht wahrgenommen, ausgelacht oder gar verhöhnt zu werden. Sehr viele Menschen haben Angst sich preiszugeben, weil sie die Reaktion ihres Umfeldes aus Kollegen, Arbeit- oder Auftraggebern, den Lehrern des Kindes, den Nachbarn usw. fürchten. Selbst unter Freunden scheint bedingungslose Akzeptanz füreinander nicht die Norm zu sein.

Diese ganze Angst macht uns zu Schauspielern. Und zu Sklaven unserer Persönlichkeiten. Wir unterdrücken uns selbst in dem Glauben, dann angepasster und damit besser durchs Leben zu kommen. Die Wahrheit, wie wir wirklich sind, sparen wir uns auf. Für wen? Für welchen Moment?

Wir bauen uns Masken und Mauern hinter denen wir unser wahres Ich verstecken.

Stell‘ dir die Welt vor voller Masken, die alle gleich aussehen; voller Mauern, die abweisend um dich stehen! Eine farblose und kalte Welt.
Irgendwann wissen wir dann selbst nicht mehr, wie wir wirklich sind, weil wir vor uns selbst fürchten.

Ich glaube, diese ganze riesige Angst hindert uns daran, ehrlich, aufrichtig und anständig miteinander umzugehen. Was unterdrückt wird, bricht sich früher oder später Bahn. Auf seine Weise. Dann mit Sicherheit emotionsgeladen. Nicht rational. Nicht umsichtig.

Peace and Love – Lasst uns ehrlich und authentisch sein!

Was ich sagen will: Lasst uns ehrlich und authentisch sein!
Lasst uns das gegenseitige Misstrauen abbauen indem wir erst uns selbst und schließlich einander anerkennen! Nicht verstecken oder zurückhalten oder so tun als ob. Wahre Stärke entsteht im Sich-Öffnen, Sich-Zeigen, im Zu-Sich-Stehen. Und ganz wichtig: Lasst uns diese Stärke leben durch eine achtsame, tolerante Kommunikation miteinander!
Ich finde es richtig und wichtig, zu äußern, wenn einem etwas gegen den Strich geht. Doch gebe ich zu bedenken: wir alle sind Menschen, also verletzbare Wesen. Worte, geschrieben oder ausgesprochen, haben eine große Macht, welche mit voller Wucht in unser Gegenüber einschlagen kann. Darum wähle Deine Worte mit Bedacht- mit Peace and Love. Erlaube Dir selbst und Deinem Gegenüber Empfindungen zu äußern ohne versteckte Vorwürfe!

Ich bin nicht ohne Fehl‘ und Tadel. Doch ganz gewiss steckt stets eine gute Absicht in meinen Taten und in meinen Worten.

Peace and Love

 

 

 

 

 

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Bianca Kluge
    9. Juni 2019 17:17

    Meine Liebe,
    das Gefühl, wenn der Kloß im Hals mir den Atem nimmt und meine Worte abschneidet, kenne ich auch gut. Es tritt auf, wenn andere mich angreifen, meine Grenzen überschritten haben und mich verletzen, meine Kompetenz anzweifeln oder mich in irgend einer Weise ablehnen. Meistens passiert dies ohne Vorwarnung, einfach so, volle Breitseite.
    Fachlich gesprochen höre ich dann auf dem „Beziehungsohr“ (4-Ohren-Modell von Schulz von Thun). Der Begriff sagt es schon, vor allem Menschen, mit denen ich in einer Beziehung stehe, Familie, Freunde oder Kollegen, alle, die mich gut kennen, denen ich vertraue, und die ich liebe, können mich demnach am härtesten treffen. Ich finde es unabdingbar notwendig, respektvoll, warmherzig und tolerant mit einander umzugehen. Manchmal scheint es schwierig, weil Missverständnisse oder nicht ausgesprochene Dinge voraus gehen.
    Bitte versucht es, übt und kommuniziert erwachsen und angemessen.
    Ich selbst kenne und habe auch Themen, über welche ich mit kaum jemandem spreche, tatsächlich aus Angst, oder zumindest der Befürchtung, abgelehnt oder ungerecht behandelt zu werden. Dabei ist es nicht notwendig, so zu denken. Dabei versuche ich, zu mir und meinen Befindlichkeiten zu stehen. Aber wie Du schon schreibst, jeder ist wie er ist und hat seine eigenen Vorstellungen und Werte, und dass dies seine Gründe hat.
    Dieser Blogpost hat mich zeitgleich gefreut und erschüttert. Beim Lesen hatte ich Gänsehaut, weil er so ehrlich und aufrichtig ist. Ich konnte Dich förmlich sprechen hören. Danke dafür, das schätze ich sehr an Dir…
    Auf dass wir immer wieder, nächtelange und intensive Gespräche führen.
    Deine Bianca

    Antworten

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