Eine Tür schlägt ins Schloss. Ich wache auf und spüre mein pochendes Herz. Erschrocken wie die Meisen am Futterhäuschen flattert es in meinem Brustkorb. Ich schaue zum Fenster. Die Nacht verhindert noch den Morgen.
Es schneit. Keine tanzenden dicken Flocken, die gemächlich und lautlos herabsegeln. In langen dünnen Fäden fällt der Schnee dicht vor meinem Fenster, zeichnet schmale Linien auf die Dunkelheit.
Hätte ich eine Schere zur Hand, ich zerschnitte die Fäden, die Dunkelheit gleich mit. Einen winterlichen Scherenschnitt würde ich schnippeln aus dieser fugenlosen Welt.
Wo ist der Sinn?
Vielleicht die sinn-loseste aller Fragen. Jedoch mit Sicherheit die meistgestellte.
Die Sonne geht morgens auf und abends unter. Jeden Tag wache ich auf, jeden Abend gehe ich schlafen. Ich lebe. Ich sterbe. Doch noch nicht jetzt.
Mein Leben geht weiter, ungeachtet der Pandemie. Manchmal überdecken meine Emotionen meinen Verstand wie eine halbgefrorene Schneedecke. Dann streiten sich Wunsch und Wirklichkeit und ich verliere mein Glück an einen Irrtum.
So viele jetzt glauben, die eine Wahrheit zu kennen. Es mutet regelrecht wie das große Fressen dystopischer Weisheiten an. Die menschliche Population polarisiert sich mit populistischen Phrasen. Prost Mahlzeit!
Ein jeder von uns sitzt im Glashaus. Und wehe, einer wirft vor Wut den Löffel!
Foto: ale-kiwi-mania