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Die Corona-Panik / Lockdown Tagebuch #6

Ich habe nicht geglaubt, dass ich mein Lockdown-Tagebuch noch einmal aufschlagen muss. Höchstens, um darin zu lesen. Nicht, um einen neuen Eintrag darin zu verfassen. Doch die Corona-Spiele gehen unverdrossen weiter. Und proportional zur Dauer der Spiele steigt die Corona-Panik.

Während ich diese Zeilen schreibe, befinde ich mich seit zwölf Tagen zu Hause, davon acht in Quarantäne. Meine Tochter und ich sind beide mit dem Virus infiziert, welches seit zwei Jahren die Geschicke dieser Welt lenkt. (Genau so lange schon hoffe ich inständig, dass die Halbwertszeit von Corona kürzer sein möge als die Karriere von Johannes Heesters.)

Mit der Gewissheit der Infektion ist die Corona-Panik direkt über uns hereingebrochen. Obwohl wir beide bereits eine Woche mit leichten Erkältungssymptomen zu tun hatten, die bereits am Abklingen waren, verbreitete die Bestätigung des positiven Testergebnisses Angst und Schrecken unter meiner Tochter und mir. Sowie vor allem unter unseren Familienangehörigen und Freunden.
Jedes Schreckensszenario, das wir in den vergangenen Monaten gehört, gelesen, gesehen hatten ploppte vor unserem geistigen Auge auf und wurde mit einem Mal zu einer möglichen Realität für uns. Fieber, Atemnot, Hospitalisierung, Beatmung, Tod. Zumindest oder vor allem für mich galten diese einzigen und unumstößlichen Pfeiler der Infektion. Es gab nichts und niemanden, diese Angst von uns zu nehmen.

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Im Falle einer Corona-Infektion ist Fakt: man wird allein gelassen.
Unsere Hausärztin rief an, um uns das positive PCR-Testergebnis mitzuteilen. Das Gespräch dauerte exakt 1:28 Minute. Darin kein beruhigendes Wort, keine aufmunternde Floskel, kein erbaulicher Zuspruch. Auch keine Ratschläge bezüglich Verhaltens bei bestimmten Umständen oder gar Informationen zu eventueller Medikation. Lediglich ein „Gute Besserung“. Das in meinen Ohren eher nach „Viel Glück“ klang.

Da hockst du dann, allein gelassen und mit deiner scheiß Corona-Panik. Beruhigst abwechselnd dich selbst und dein Kind.

Zwingst dich, nicht an all die Horrorgeschichten zu denken, die propagandistisch seit Pandemiebeginn verbreitet werden. Klammerst dich an die wenigen positiven Berichte und hängst deine Hoffnung an jene Statistik, die besagt, dass 80 Prozent der Corona-Infizierten einen milden Verlauf haben.

Noch etwas gesellt sich zu diesem elenden Gefühl des Alleingelassenwerdens: ein schlechtes Gewissen. Du hast es nicht hingekriegt, dich und andere Menschen vor dem Virus zu schützen. Zwar hast du alle Regeln des pandemischen Zusammenlebens verinnerlicht und wirst nicht müde, diese zu befolgen. Dennoch hast du zugelassen, dass das Virus von dir Besitz ergreift. Damit bringst du unser vulnerables Gesundheitssystem an seine Grenzen! Du hast als Mitglied unserer solidarischen Gemeinschaft versagt!

STOPP! Solche Unterstellungen sind geschmacklos, auch ohne SARS-Cov-2.
Seit Pandemiebeginn in Deutschland im März 2020 erfahren wir die Heimtücke des Coronavirus. Der wissenschaftliche Kenntnisstand erweitert sich permanent. Ein Jeder weiß um die Gefährlichkeit und nicht abwägbaren Risiken einer Corona-Infektion. Wir haben all das Böse, Hässliche, Hinterfotzige der Krankheit Covid längst verstanden. Trotzdem wird weiter munter jeden Tag Corona-Panik betrieben.

Der Motor der Corona-Spiele röhrt beständig seine Angstmelodie, spielt uns das Lied vom Tod.

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In meinen Augen ist die Corona-Panik nicht zielführend. Sie macht aus uns lediglich zeternde Häuflein Elend, die irrational und fehlgeleitet durch die Gegend zittern. Uns verschwimmt der Blick für Nuancen des auch Möglichen, wenn wir uns weiterhin von der Angstmelodie zudröhnen lassen.
Die Gefahr des Coronavirus ist real. Deshalb halte ich es für gut, den größtmöglichen Respekt davor zu haben. Jedoch: Angst ist ein mieser Berater. Angst hilft uns nicht bei der Bekämpfung des Virus. Angst ist weder eine Präventivmaßnahme noch ein unterstützendes Element im Genesungsprozess.
Angst macht krank. Angst behindert beim Gesundwerden.

Ich wünsche mir, dass wir dem Coronavirus mit geschärfter Aufmerksamkeit begegnen. Ohne die von ihm ausgehende Gefahr herunterzuspielen oder gar zu leugnen.
Niemand ist erpicht auf eine Corona-Infektion. Letztendlich kann es jeden von uns treffen, trotz Einhaltung aller Hygieneregeln. Darum lasst uns nicht in Versuchung geraten, Corona als Stigma zu verwenden. Beginnen wir lieber damit, die guten Geschichten zu erzählen. Ohne die schlechten unter den Teppich der Wahrheit zu kehren. Es wäre schön, könnten wir einander Mut zusprechen.

Gesundheit beginnt mit angstbefreiter Kommunikation.

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