Fünfzehn Minuten lang – die Dauer der ersten Bombardierungswelle, heute vor 77 Jahren – werden die Glocken aller Dresdner Kirchen jetzt läuten.
Zeit, innezuhalten.
Ich lege mein Smartphone beiseite und klappe meinen Laptop zu. Ich öffne weit die Balkontür. Im Fenster flackert die Kerze, die ich, wie jedes Jahr am 13. Februar, zum Gedenken ins Fenster gestellt habe. Mit dem Läuten kriecht langsam auch die Winterkälte ins beheizte Zimmer. Ich setze mich auf meine Couch und hülle mich in eine Decke.
Wie gut ich es habe. Kann hier sitzen, geschützt und warm. Kann meinen Geist entspannen und meinen Gedanken lauschen. Kann einfach sein. Ohne Furcht und ohne Bangen.
So unablässig die Glocken läuten, so intensiv spüre ich nur dies: DANKBARKEIT dafür, jetzt und hier in FRIEDEN leben zu dürfen. Ein kostbares Gefühl. Ein exklusives auch in dieser Welt, in der wir leben.
Gedanken über Frieden
Frieden bedeutet für mich nicht nur die Abwesenheit von Krieg oder Gewalt. Frieden definiert sich für mich gleichermaßen in der Fähigkeit des Menschen, friedfertig zu leben und zu handeln. Zu welchen Anstrengungen ist der Mensch bereit,
welche Bemühungen nimmt er auf sich, welche Fähigkeiten vermag er fortzuentwickeln, um Frieden sowohl in seiner persönlichen Lebenswelt als auch im gesellschaftlichen Kontext zu schaffen und zu erhalten?
Gedenken, wie ich es am 13. Februar Jahr für Jahr praktiziere, ist mein unmittelbarer Beitrag, Frieden zu stiften.
Ich liebe Dresden, das mir eine Heimat geworden ist, seit ich vor 18 Jahren herkam.
Je länger wir miteinander leben, die Stadt und ich, desto rigoroser wird meine Zuneigung. Als Bürgerin dieser Stadt sehe ich es als unerlässlich an, den Frieden hier zu verteidigen.
„Selig sind, die Frieden stiften.“
Matthäus 5,9
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Ein Text, der mir Gänsehaut bereitet. Meine Heimatstadt, Kiel, ist ebenfalls schwer in dem Krieg zerstört worden. Leider gibt es hier kein zentrales, gemeinsames Gedenken.
Mir gefällt es sehr, wie du Gefühle, Stimmungen in Worte fassen kannst.
Hallo Katja, schön, dass du hier bist.
Bedauerlicherweise gibt es in anderen, vom Krieg ebenso schwer getroffenen deutschen Städten nicht dieses Gedenken, wie wir es hier in Dresden begehen. Dabei wäre es so wichtig, um unsere Verantwortung für den Frieden ins Bewusstsein aller zu rücken.